MINI Cooper SE – Der preiswerte BMW i3(s) oder doch mehr?

BMW hat gestern sein zweites Elektroauto präsentiert – den MINI Cooper SE. Erst vor kurzem haben wir über die Gerüchteküche des MINI Electric (nun MINI Cooper SE) berichtet. Und schon weniger als eine Woche später hat MINI geliefert.

Das Exterieur-Design

Im Gegensatz zum Vorserienmodell verfügt das Serienmodell über eine kaum veränderte Karosserie im Vergleich zu den Verbrennern. Uns persönlich hat das Konzeptfahrzeug etwas besser gefallen. Neben gelben Aktzenten auf den Felgen, am Kühlergrill und den Seitenspiegeln ist der Cooper SE eigentlich kaum vom Rest der MINI-Palette zu unterscheiden. Viel mehr gibt es daher eigentlich auch kaum was zu sagen, außer dass der Cooper SE, wie das Konzeptfahrzeug, als 3-Türer präsentiert wurde.

Das Exterieur – © Bayerische Motoren Werke Aktiengesellschaft, 2019

Das Interieur-Design

Rund und knubbelig – Wer die Verbrenner-MINIs vom Design mag, wird sich auch hier rundum wohl fühlen. Alles ist so richtig rund und wirkt genauso knubbelig wie eh und je. Im Grunde gibt es hier nicht viel besonders zu sagen. Es ist eben ein MINI. Die Anzeige- und Bedienelemente im Interieur wurden jedoch mit gelben Aktzenten versehen – eher unauffällig, aber geschickt.

Das Interieur – © Bayerische Motoren Werke Aktiengesellschaft, 2019

Der Kofferraum bleibt im Vergleich zum Verbrenner mit einem Volumen von 211 bis 731 Liter unverändert. MINI meint, dass der wohl einzig messbare Unterschied sei, dass die Karosserie um etwa 18 Millimeter höher sei, als bei den Verbrennern. Dadurch soll dem Akku eine entsprechende Bodenfreiheit geboten werden.

Der Kofferraum – © Bayerische Motoren Werke Aktiengesellschaft, 2019

Aufgrund der großen Motorhaube gingen wir in unserem Bericht zum Konzeptfahrzeug von einem Frunk aus. Hier wurden (zumindest) wir leider enttäuscht. Der Motor des MINIs soll wohl das komplette potenzielle Frunk-Volumen des Fahrzeugs einnehmen.

Der fehlende Frunk – © Bayerische Motoren Werke Aktiengesellschaft, 2019

Der Motor und der Akku

Wie vermutet hat der MINI Cooper SE den Motor des BMW i3s erhalten. Somit liefert das elektrische Gefährt 135 kW mit 270 Nm. Die Beschleunigung von null auf 60 kmh soll in 3,9 Sekunden und von null auf 100 kmh in 7,3 Sekunden vonstattengehen können. Die Kapazität des Akkus beläuft sich auf 32,6 kWh und liegt damit unter der des BMW i3s (derzeit hat dieser 42,2 kWh). Laut MINI weist der Cooper SE eine WLTP-Reichweite von 235 bis 270 Kilometer auf. Auch wenn es logischer Weise weniger als die des BMW i3s ist, reicht sie für den Alltag natürlich vollkommen aus. Auch beim Laden übernimmt der MINI Cooper SE die technischen Daten des BMW i3: Mit Gleichstrom sind bis zu 50 kW möglich, mit Wechselstrom bis zu 11 kW – Ja, entgegen unserer Vermutungen wurde CCS verbaut. Das hat uns sehr gefreut, auch wenn leider schon bei 50 kW Schluss ist.

Geladen werden kann über Typ2 und CCS – © Bayerische Motoren Werke Aktiengesellschaft, 2019

Das Fahrgefühl

Leider konnten wir den Cooper SE noch nicht Probe fahren, aber dennoch verrät MINI, dass im Gegensatz zum i3 der Fahrer den Wirkungsgrad der Rekuperation während der Fahrt ändern kann. Hierdurch wird eine zweistufig konfigurierbare Rekuperation für One-Pedal-Feeling ermöglicht, so MINI – was der BMW i3s leider nicht bietet.

MINI spricht zudem weiterhin vom „Go-Kart-Feeling“. Die BMW-Tochter gibt an, dass „die optimale Gewichtsverteilung“ dem Cooper SE zu einer Kurvendynamik verhelfen soll, welche im Kleinwagen-Segment einzigartig sei.

Während der Fahrt – © Bayerische Motoren Werke Aktiengesellschaft, 2019

Die MINI ELECTRIC Wallbox

Passend zum Cooper SE hat MINI noch die (bisher preislose) ELECTRIC Wallbox präsentiert. Mit der Wallbox soll der Akku des Cooper SE mit einer maximalen Leistung von 11 kW innerhalb von zweieinhalb Stunden zu 80 Prozent und innerhalb von dreieinhalb Stunden zu 100 Prozent aufgeladen werden können. Die Wallbox kann sowohl in Garagen als auch in überdachten Carports montiert werden, so MINI.

Preis und Verfügbarkeit

Wir sollten erwähnen, dass die Serienausstattung beim MINI Cooper SE schon in sehr gut ist. Das freut uns: LED-Scheinwerfern, 2-Zonen-Klimaautomatik, Heizung mit Wärmepumpentechnik, Standheizung, elektrischer Parkbremse und das Navigationssystem „Connected Navigation“ sind schon zu Beginn inkludiert. Die Basis mit diesen Paketen kostet 32.500 Euro.

Im Vergleich zum BMW i3s hat BMW den MINI somit vergünstigt im Angebot. Der BMW kostet mindestens 38.000 Euro – also 5.500 Euro mehr.

Wer jedoch beim MINI Cooper SE noch mehr Ausstattung haben möchte, kann auf vier Exterieur- und Interieur-Pakete zugreifen. Hier soll alles von der Außenlackierung, über Leichtmetallräder, Sitzpolsterung bis hin zur Innenausstattung dabei sein.

Die Basis-Ausstattung hat die Außenspiegelkappen des MINI Cooper SE sowie den horizontalen Ziersteg auf dem Frontgrill in Vigorous Grey. Die gelbe Edition muss man sich leider dazukaufen. Auch die gelben Akzente im Innenraum muss man sich mit dem Paket „Interior Style MINI Electric“ separat dazukaufen. Dafür, dass das im Design das Alleinstellungsmerkmal sein soll, ist es echt enttäuschend…

Wie teuer die einzelnen Pakete jedoch genau sein sollen hat BMW bis dato nicht verraten.

Ein konkreten Release hat MINI auch noch nicht angekündigt, aber BMW gab an, dass sich bereits knapp 40.000 Leute für den MINI Electric registriert haben und die Produktion im November anlaufen soll. Zum Vergleich: Tesla hatte für das Model 3 bereits zwei Tage nach der Präsentation über 270.000 Reservierungen.

Der MINI Cooper SE neben seinem Spender, dem BMW i3(s) – © Bayerische Motoren Werke Aktiengesellschaft, 2019

Wie kommt der MINI Cooper SE bei uns in der Redaktion an?

Einmal mussten wir leider vor knapp über einem Jahr Verbrenner fahren. Die Wahl fiel damals auf einen MINI. Uns fiel sofort die Übermotorisierung und die eben dadurch lauten Motorengeräusche auf, weshalb wir uns sehr auf einen elektrischen MINI freuen und diesen sogar herbeisehnten. Der MINI Cooper SE dürfte wohl für alle MINI-Fans das Herz höher schlagen lassen, welche schon immer elektrisch unterwegs sein wollten. Doch was ist mit den anderen, welche (noch) keine MINI-Fans sind? Mit dem Fahrzeug zieht MINI vermutlich kaum neue Kunden an.

MINI bezeichnet den MINI Cooper SE als ersten „Premium-Kleinwagen mit rein elektrischem Antrieb“. Scheinbar haben Sie den Renault Zoe, das in Europa meistverkaufte Elektroauto übersehen. Für 32.500 Euro ein so hochwertiges Fahrzeug wie den MINI Cooper SE zu bekommen ist auf dem Elektroautomarkt noch nicht so häufig, aber der Renault Zoe der neusten Generation dürfte ordentliche Konkurrenz sein. Der Zoe ist preiswerter und bietet eine deutlich höhere Reichweite. Doch auch Hyundai und KIA dürften starke Konkurrenten werden. Für ein wenig mehr Geld erhält man außerdem einen Nissan Leaf und im i3-Preissegment sogar ein Model 3 von Tesla. Kann der MINI wirklich mit den Preis-Leistungs-Krachern der Konkurrenten mithalten oder sich überhaupt neben dem Europa-Bestseller Renault Zoe durchsetzen?

Insgesamt ist es wirklich schade. MINI arbeitet seit 2009 an einem elektrischen Fahrzeug und die Muttergesellschaft BMW hat 2013 den i3 herausgebracht, welcher optisch nahezu unverändert und technisch etwas aufgepäppelt heute noch zu kaufen und durchaus in Deutschland sehr beliebt ist – auch bei uns. Und nach 10 Jahren Forschung seitens MINI kommt dann nur ein BMW i3(s) mit anderer Verkleidung raus? Wo ist die Forschung hin?

Gerade im Innenraum sieht man mit der Mittelkonsole und dem riesigen Schalthebel, welchen man noch bei Verbrennern brauchte, als auch unter der Motorhaube, dass der MINI Cooper SE zudem nicht neu gedacht, sondern ähnlich wie beim e-Golf das Kleid eines Verbrenners (in diesem Fall dem MINI Cooper S) genommen und die Technik eines Elektroautos runtergepackt wurde – eines abgespeckten i3(s).

Wir hatten auf das Konzeptfahrzeug – den MINI Electric – richtig Lust und es hätte ein so schönes Elektroauto als Preis-Leistung-Knaller mit leicht futuristischem Design werden können. Wobei: Das One-Pedal-Feeling ist wohl doch ein Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zum i3. Doch muss man für ein One-Pedal-Feeling wirklich 10 Jahre lang forschen?

Aber natürlich freuen wir uns nichts desto trotz, dass BMW endlich ein zweites Elektroauto auf den Markt wirft. Der i3 macht uns ja auch Spaß, aber wo ist beim MINI die Neuheit? Wo ist der Kracher? Wo ist der Hingucker? Naja, vielleicht ist das Fahrgefühl ja wirklich so einzigartig, dass sich der MINI in der Praxis doch stark vom i3 unterscheidet.

Aber vielleicht soll er auch genau das sein. Ein preiswerterer i3 in hochwertig verarbeiteten Materialien, welcher in der EU (Oxford) produziert wird. Schließlich würde BMW damit das Preissegment unterhalb von 38.000 Euro bedienen, was Konkurrenten wie Renault, Daimler, Nissan, Volkswagen, Hyundai, KIA und weitere schon lange schaffen. Die Konkurrenz ist in dem Bereich hart…

Es fehlt einfach das gewisse Extra. Ein besonderes Exterieur gab es beim Konzept ja, Platz wie in einem Elektroauto innen als auch mit Frunk wäre zeitgemäß gewesen und vor allem eine größere Reichweite…

Wir werden den neuen Flitzer auf jeden Fall Probe fahren, denn jetzt schon ein Fazit zu ziehen, wäre dem Cooper SE gegenüber ungerecht…


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